Hier der Bericht unserer Alpenüberquerung 2010 von Jochen

Hallo Ihr lieben Finisher,

wie versprochen, meine Tagebuchaufzeichnungen.
Viel Spaß damit!
Liebe Grüße
Jochen

>1. Tag
>St. Anton zur Konstanzer Hütte (1600m) Bewölkt aber trocken, 16 Grad, 300
>Höhenmeter, 10km, ca. 45min gefahren
>4-Bett-Zimmer, Gott Sie Dank!
>Irgendwie kann ich es noch gar nicht glauben, dass wir da sind!
>19:00h: es hat angefangen zu regnen
>2. Tag
>Konstanzer Hütte (1700m) über Heilbronner Hütte, Galtuer, Ischgl nach Bodenalpe
>Abfahrt um 8:45h,11 Grad, ca. 1300HM, 42km, da wir uns in Ischgl verfahren haben
>(am Sägewerk links, der Weg rechts herum zeigt eine Höhenlinie auf dem Navi,
>keinen Weg!!!), ca. 6h gefahren, die Sonne kommt raus, Murmeltiere gesehen, 1h
>Fahrrad geschoben/getragen, sämtliche Wege sind mit Wasser überflutet, ab
>Heilbronner Hütte (2250m) Nebel (Sichtweite max. 30m) Abfahrt - die Bremsen sind
>blau angelaufen auf der Abfahrt zum Kopssee, auf dem Weg nach Galtuer bei
>70km/h fast in einer Kurve abgeflogen - war wohl noch Dreck auf dem Hinterreifen.
>Ab Galtuer kommt die Sonne raus, Mittagpause in Ischgl bei 20 Grad, noch 500HM
>bis Bodenalpe, 16% Steigung!!! für 200HM, brutal! Um 15:00h in Bodenalpe
>angekommen, Bodenalpe ist empfehlenswert, 4-Bett-Zimmer, endlich warm
>geduscht, man fühlt sich richtig frisch! Klamotten gewaschen, im Heizungskeller
>aufgehangen (min. 30 Grad). Spielen wieder Rommee, wieder kein vollständiges
>Spiel (wie gestern). Es regnet Bindfaeden! Willi schnarcht wie ein Weltmeister, hab
>von 1:00: bis 3:00h nicht geschlafen!
>3. Tag
>Bodenalpe (1700m) über Heidelberger Hütte, Fimbernpass, Vna, Romasch, Sur En,
>Val d' Uina zur Sesvennahütte,
>Abfahrt um 8:40h,11Grad, ca. 2200 HM, ca. 43km, die Sonne ist rausgekommen, es
>hat wohl weit runter geschneit, mal gucken, ob wir gleich in den Schnee kommen.
>Ab der Schweizer Grenze Regen, oberhalb der Heilbronner Hütte auch erster
>Schneefall, auf dem Fimbernpass (2600m) stärkerer Schneefall, nur noch 4 Grad!!
>Es ist schweinisch kalt, habe neben meinen Winterklamotten auch noch die
>Regenjacke übergezogen. Mit Gerd ca. 20min auf Tom und Willi gewartet, der Wind
>zieht, gefühlt sind es bestimmt -5 Grad! Der Aufstieg ist hart, reine Schiebe-
>/Tragepassage über 400HM! Der Abstieg ist allerdings noch härter, da nicht fahrbar
>wegen Geroell, also 500HM abwärts fast nur schieben, bzw. tragen (sehr
>anstrengend). Dann bis Vna ein sehr schöner Trail. Weiter runter bis Ramosch
>(Serpentinen), die Bremsen glühen, die vordere Bremsscheibe von Gerd hat sich
>verzogen. Weiter nach Sur En ins Val d' Uina, noch 1100HM vor uns!! Willi, Tom und
>ich schieben, Gerd faehrt den Berg hoch. Kurze Pause an einer Hütte, bevor wir in
>die Galerie kommen (super Bilder von Tom). Irgendwie sind sämtliche Wege von
>Wasser überflutet. Nach Val d' Uina über eine Buckelwiese (überall Steine) bis zur
>Sesvennahuette. Nach über 9h endlich an der Sesvennahuette angekommen (18:00:),
>außer der kurzen Pause an der Hütte hatten wir keine echte Rast! 6300kcal
>verbraucht. Königsetappe geschafft!!! Wieder ein 4-Bett-Zimmer mit Bad (direkt heiß
>geduscht, das hat nach dem kalten Tag gut getan) Die Sonne kommt raus, vielleicht
>haben wir ja morgen Glück mit dem Wetter.
>4. Tag
>Sesvennahuette (2259) durchs Vinschgau .über Laatsch-Prad an Meran vorbei zum
>Falgerhof (Voellan)
>Abfahrt um 8:10h, 8 Grad, ca. 700 HM, 89km, die laengste Etappe, aber fast nur
>bergab!
>Super geschlafen, sind früh dran
>Am Anfang bewölkt, super Abfahrt von der Sesvennahuette (400HM auf 2km),
>anschließend ein superschöner Trail, auf der Vinschgau-Radautobahn einfach nur
>rollen lassen, am Rand nur Äpfel, Äpfel, Äpfel... Tom hat einen neuen Freund
>gefunden (labert ihn zu), wir ziehen die Notbremse, reparieren Gerd's Fahrrad und
>fahren einen Umweg, sind die Laberbacke los, schaffen es aber durch 2km
>Schlammlöcher zu fahren (gut, dass die Fahrräder noch dreckig sind! Die Sonne
>kommt raus, 23 Grad!!
>Mittagspause in Naturns, die erste italienische Pizza - lecker!! Weiter vorbei an
>Meran, versuchen die Höhe zu halten, haben einen Supertrail gefunden (ist für Biker
>aber verboten - wir machen uns neue Freunde bei den Fussgaengern) müssen aber
>dennoch nach Lana runter, um dann nach Voellan hoch zu fahren (Strasse, ätzend,
>von LKWs geschnitten). Im Falgerhof angekommen, nette Gastgeberin, (Frau Kofler)
>die uns die dreckige Wäsche wäscht. Zur Mayenburg (Burgruine nebenan)
>hochgegangen, aber kein Zugang. Herrliche Aussicht bis Meran und Bozen. Im
>Gasthof nebenan zu Abend gegessen. Haben 2 Zweierzimmer, Tom und Willi und
>Gerd und ich liegen jeweils zusammen.
>5. Tag
>Von Voellan, vorbei an den Gallhoefen, über den Gambernpass, durch das Val del
>Sole nach Dimano und dann doch weiter nach Foldarida
>Abfahrt um 9:00h, 20 Grad, ca. 2100HM, ca. 70km, 5300kcal
>Gut geschlafen, super Fruehstueck um 8:00h, erst mal hoch zum Gambernpass
>(1518m), 15Grad, 3h nur berghoch, hohe Luftfeuchtigkeit, wir sind patschnass
>geschwitzt und frieren. Mein rechtes Knie hat sich erstmals gemeldet, hoffe es bleibt
>dabei! Am Gambernpass umgezogen, super Abfahrt, haben Südtirol verlassen,
>man spricht italienisch, weiter über Brez, Pause in einer Trattoria in Revo. Haben das
>Sporthotel in Dimaro mit einer Notlüge storniert, haben jetzt um 14:00h kein Zimmer
>mehr (es ist Hochsaison) - naja mein Hüttenschlafsack ist ja bis 0Grad zugelassen,
>die anderen werden mit ihren Seidenschlafsaecken eher Probleme bekommen...
>Fahren nach Dimaro und entscheiden uns noch weiter nach Foldarida zu fahren -
>weitere 500HM, die wir eigentlich erst morgen fahren wollten, der Weg ist supersteil
>400HM auf 4km(!!) und das nach über 1500HM und 70km. Sind um 17:30h in
>Foldarida. Wir beißen uns in 1,5h hoch und erfahren im ersten Hotel erst einmal,
>dass Foldarida ausgebucht ist (so ein Mist...). Der Typ kennt aber auch Madonna di
>Campiglio nicht. Finden dann doch im Belvedere ein Appartment für 40€ pro
>Person. Erst mal duschen, dann massig essen und nur noch schlafen...Tom und
>Willi haben ein Doppelbett mit nur einer Bettdecke!!!
>6.Tag
>Foldarida über Madonna di Campiglio, Lago di Valagula, Passo di Brenda nach
>Cimago
>Abfahrt um 9:00h, 15Grad, ca. 1500HM, 70km, 3800kcal
>Wieder gut geschlafen, sternklare Nacht, gutes Frühstück, der Cappucino dauert
>5min. Wir fahren Richtung Madonna, es geht stetig durch den Wald bergauf. An
>Madonna di Campiglio vorbei und einen schönen Trail ab der Bergstation hinunter,
>landen letztlich an einem wunderschönen Wasserfall, ab dem wir immer wieder
>Richtung Lago di Valaluga schieben müssen. Am Lago kurze Pause, die Trikots
>trocknen um dann steil Richtung Passo di Brenda hoch zu schieben (teilweise 20HM
>in 1min). Ab dem Passo di Brenda lange, anstrengende Abfahrt, überholen eine
>KTM (?, der Typ kommt ungefähr 10min später als wir zur Pause). Halbstuendige
>Pause mit Radler und Apfelstrudel, danach weiter, immer wieder auf und ab. Mein
>Hintern faengt an richtig weh zu tun (ist im Bereich des Sitzpolsters richtig wund),
>besonders bei Steigungen muss ich aus dem Sattel - ich werde wehleidig und durch
>das ewige auf und ab auch demotiviert. In Cimago angekommen, wohnen in einem
>urigen Haus, mitten im Ort, allerdings gibt es dort nichts zu Essen, werden mal
>schauen, ob wir was zu Essen kriegen! Der Gastwirt faehrt uns runter in ein
>Restaurant (mit einem Polo, ein groesseres Auto kann er nicht fahren, da er
>ansonsten nicht mehr an sein Haus kommt, mit den Spiegeln passt er geradeso an
>den Häusern entlang). Das Restaurant öffnet erst um 19:30h, wir trinken erst einmal
>ein Radler. Haben gut gegessen, pro Nase 34€ bezahlt, dafür hat der Chef uns dann
>mit einem Range Rover Sport nach Hause gefahren. Haben Willi wegen seines
>Schnarchens aussortiert, Tom kann es aber auch - sorry Willi!!!
>7. Tag
>Cimago nach Riva über den Tremalzo
>Abfahrt um 8:00h, 15Grad, ca.1650 HM, 58km, 4500kcal,
>Es hat heute Nacht geregnet, das Fruehstueck war in Ordnung, der Tremalzo ruft!!!
>Pünktliche Abfahrt, wir rollen erst mal Richtung Storo, müssen an den Bauzäunen
>vorbei (die Strasse ist wohl wegen Steinschlag gesperrt). Fahren dann Richtung
>Tremalzo auf der Strasse, es geht kontinuierlich bergauf, die Strecke ist gut zu
>fahren (spüre meinen wunden Hintern fast gar nicht). Am Tremalzo geht es noch
>weiter auf einer Schotterstrecke 200HM bergauf (blöd zu fahren). Äb dem Tunnel
>geht es bergab, ebenfalls Schotterstrecke, aber nicht steil, anstrengend aber gut zu
>fahren. Am Abgrund geht es 200m, oder weiter bergab, es sind keine Leitplanken
>da! Uns kommen immer wieder Mountainbiker entgegen (die Wahnsinnigen). Tom
>wickelt sich beim Anfahren die Kette um die Tretkurbel, die muss er erst mal wieder
>raushebeln! Weiter unten haben wir ersten Blickkontakt zum Gardasee). Neben
>meiner Schaltung funktionieren auch meine Klickpedale nicht mehr richtig, so dass
>ich mich bei einem Stopp zum ersten Mal hinlege (wird noch öfter geschehen). Dann
>schicken uns 2 Typen nach links (rechts wäre richtig gewesen). Erst einmal fahren wir
>in eine Sackgasse, weiter oben biegen wir dann in eine Strecke ab, die jeder
>Beschreibung spottet (nur Wurzeln, oder Steine im Weg). Es ist fast nur noch
>schieben oder tragen möglich. Ich lege mich noch 2 mal hin (1x rechts, 1x links) und
>fluche nur noch. Nebenbei komme ich den anderen nicht mehr hinterher. Irgendwie
>kommen wir auch nicht weiter runter, immer wieder sind Steigungen im Trail. Aber
>auch diese Passage meistern wir irgendwann und machen eine Pause in xxxx,
>oberhalb von der Ponale. Als wir weiterfahren, habe ich hinten einen Platten (auf
>Asphalt), habe mir einen Nagel eingefangen - die einzige Panne(!!!), 5km vor Riva -
>unglaublich!! Kommen in Riva an, erst einmal in der Jugendherberge (17€) duschen!
>Wir haben es geschafft, 395km, 9750HM, 29000kcal!! Abendessen am See und das
>ein oder andere Bier. Morgen früh werden wir um 7:30h vom Shuttleservice abgeholt!